über TCM

Die traditionelle chinesische Medizin sieht den Menschen als ganzheitliches Wesen. Die Betrachtungsweise dass Körper, Geist, Seele und Gefühle eine untrennbare Einheit bilden, ist wohl der grösste Unterschied zur westlichen Weltsicht. Bei uns wird der Körper der Medizin überlassen, der Geist der Psychologie zugeordnet und die Seele wird auf Religion und Spiritualität beschränkt.

In einer TCM-Behandlung geht es darum, alle Aspekte des Lebens miteinzubeziehen und ihre Wechselwirkungen zu erkennen. Auch wenn die Hauptbeschwerde eine Krankheit oder ein anderes körperliches Symptom wie Schmerzen sind, wird nicht nur das entsprechende Organ, Muskel, etc. behandelt, sondern es geht darum, das allgemeine Gleichgewicht wieder herzustellen.

In dieser Perspektive fokussiert man sich nicht mehr auf die Krankheit, sondern visiert das harmonische Gleichgewicht, wo die Selbstheilkräfte wieder aktiviert werden. Patient und Therapeut erhalten somit auch andere Rollen: der Patient engagiert sich aktiv für sein Wohlbefinden, indem er neben den Beschwerden auch seinen Lebensstil und innere Befindlichkeit ernst nimmt. Als Therapeutin kann ich den Energiehaushalt wieder harmonisieren und mithelfen, die Wurzeln der Beschwerden zu erkennen.

Wie wird das erreicht? Das Ziel der TCM ist es immer, dass genügend Lebensenergie vorhanden ist und diese harmonisch fliesst. Diese Lebensenergie wird „Qi“ genannt.

Das Qi fliesst in Meridianen durch den ganzen Körper. Man kann sich die Meridiane als ein Kanalsystem vorstellen, welches über Schleusen reguliert wird. Diese Schleusen sind die Akupunkturpunkte entlang der Meridiane. Mittels Nadeln, Fingerdruck und Qi Gong können die Akupunkturpunkte stimuliert werden. Damit möchte man Blockaden (Energie-Stau) lösen und ein Gleichgewicht unter den Meridianen erreichen. Neben dieser Manipulation von Aussen über die Haut, kann die TCM über Ernährung und Arzneimittel auch von Innen her wirken. Mit natürlichen pflanzlichen, mineralischen und tierischen Substanzen werden individuell für jeden Patienten Rezepte kombiniert.

Da uns diese Betrachtungsweise relativ fremd ist, möchte ich ein Beispiel geben: Ein Patient kommt mit Verdauungsbeschwerden. Je nach Art der Beschwerden, wähle ich die entsprechenden Akupunkturpunkte und/oder Kräuter aus, um die entsprechenden Symptome zu lindern. Es stellt sich aber auch die Frage, weshalb es zu diesen Beschwerden kommt:

  • Ist das Verdauungssystem zu schwach?
  • Oder wird das Verdauungssystem durch Stress „unterdrückt“?
  • Oder wird das Verdauungssystem durch äussere Faktoren angegriffen?

Im Falle von Schwäche wird das Element Erde gestärkt. Im Falle von Stress muss zuerst das Element Holz besänftig werden. Bei einem Angriff von äusseren Faktoren (zB Bakterien) muss dieser Faktor ausgeleitet werden.

Das heisst, es geht nicht nur um ein Symptom wie zum Beispiel Durchfall, sondern auch um den Grund, der zu Durchfall führt. In der TCM nennt man das die Wurzel. Solange wir nur das Symptom behandeln, behandeln wir zwar mit natürlicheren Mitteln, die weniger starke oder keine Nebenwirkungen haben, aber es bleibt bei einer Symptombehandlung. In gewissen Fällen reicht das aus; in anderen führt es zu kurzfristigen Verbesserungen und muss mit der Wurzelbehandlung kombiniert werden, um langfristig eine Verbesserung zu erzielen.

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